Für alle, die sich fragen, was hinter meinem Logo und dem Namen „PferdeKardioPlus“ steckt, will ich erklären, wofür sie stehen und warum dieser Name genau das beinhaltet, was mich und meine Arbeit ausmacht.
Pferde & Kardio
Pferde und Kardio(logie) sind ja nun relativ einfach und eindeutig: sie sind mein Hauptschwerpunkt und mein „Herzensfachgebiet“, im wahrsten Sinn des Wortes. Aber wie bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich heute stehe?
Pferde
Die Faszination für die Natur und die Tiere und für alle medizinischen Zusammenhänge hat mich von Kindheit an begleitet. Aufgewachsen in der korsischen Macchia, war ich bereits als Kleinkind den ganzen Tag draußen in der Natur. Frei von vielen Einschränkungen, denen unsere Kinder heute unterliegen, konnte ich selbstbestimmt die Welt entdecken und bin abends so manches Mal dreckig aber glücklich ins Bett gefallen. Das hat mich sicher sehr geprägt.
In meiner späteren Kindheit und Jugend zurück in Deutschland habe ich dann meine Liebe speziell zu den Pferden entdeckt, reiten gelernt und von da an eigentlich jede freie Minute bei den Pferden verbracht. Und dafür habe ich einiges auf mich genommen: der Rest meiner Familie hatte damals (noch) nichts mit Pferden am Hut. Ich hatte kein eigenes Pferd und bin jeden Tag nach der Schule etliche Kilometer mit dem Bus in den Stall gefahren (die Hausaufgaben habe ich im Bus gemacht …), habe dort geholfen, Boxen ausgemistet, usw. und durfte 1 oder 2 x in der Woche Reitstunde reiten. Im Lauf der Zeit habe ich mir so Pflegepferde „erarbeitet“ und schließlich durfte ich mehrere Pferde über viele Jahre betreuen und reiten, zum Teil von der Geburt über‘s Anreiten bis hin zur Turnierteilnahme. Dabei stand für mich nie das Reiten an sich im Vordergrund, sondern grundsätzlich die Beschäftigung und der faire Umgang mit dem Lebewesen Pferd, in allen Facetten. Eines dieser Pferde, eine Trakehnerstute habe ich schließlich übernommen, und sie ist 34 Jahre alt geworden und hat mich und mein Leben begleitet, bis ich schon längst Tierärztin war.
Das war nämlich schon früh mein Plan. Als Jugendliche habe ich keine Gelegenheit verpasst, bei tierärztlichen Behandlungen dabei zu sein und alles an Infos aufzusaugen, was ich nur mitnehmen konnte. Daher gab es für mich beruflich nie eine ernsthafte Alternative, und ich wusste mit 12 Jahren bereits, dass ich Tiermedizin studieren würde. An diesem Berufswunsch hat sich nie mehr etwas geändert, wenn auch in den ersten Semestern des Studiums, die noch kaum etwas mit der späteren tierärztlichen Arbeit zu tun haben, vorübergehend Zweifel aufkamen. Aber die Inhalte in den klinischen Semestern haben mir dann wieder gezeigt: ja, das ist das, was ich machen will!
Kardio(logie)
Nach dem Studium hatte ich das große Glück, eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der „Inneren Pferd“, d.h. der Abteilung für Innere Medizin der Klinik für Pferde der JLU Gießen zu bekommen. Und diese Stelle und das, was ich dort in vielen Jahren gelernt habe, prägen meine Arbeit bis heute: den Dingen auf den Grund gehen, spannende internistische Detektivarbeit, die Wichtigkeit einer guten Anamnese und klinischen Untersuchung, egal um welches medizinische Problem es sich handelt und der hohe Wert des kollegialen Austauschs, z.B. im Rahmen von Visiten, in denen die Patienten intensiv diskutiert wurden. Gute Einarbeitung und Begleitung, aber auch die Bestärkung, Patienten eigenständig zu behandeln und mit Besitzern komplizierte medizinische Zusammenhänge zu besprechen waren dort ebenfalls selbstverständlich.
Auch habe ich durch meine klinische Doktorarbeit und Einblick in andere Projekte in die Forschung reinschnuppern können und im Rahmen von Vorlesungen, Kursen und Prüfungen meinen Beitrag zur Lehre geleistet. Und dabei gemerkt, dass mir das großen Spaß macht. All das hat natürlich immens zu meiner eigenen fachlichen Weiterbildung beigetragen, und zusätzlich durfte ich – auch im Rahmen meiner Residency des European College of Equine Internal Medicine (ECEIM), einer Spezialistenausbildung in Pferdeinternistik, viele Fortbildungen in ganz Europa besuchen und auch verschiedene mehrwöchige Aufenthalte in anderen Kliniken verbringen.
In diesen Jahren hat sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass die Pferdekardiologie, in die ich von erfahrenen Kolleginnen intensiv eingearbeitet wurde, mein Hauptinteressensgebiet ist – eben mein „Herzensthema“. In diesem Bereich habe ich mich besonders intensiv weitergebildet.
Gerade Herzprobleme merkt man Pferden lange Zeit nicht an, da sie nicht allzu schwerwiegende Veränderungen aufgrund ihres sehr leistungsfähigen Herz-Kreislauf-Systems lange kompensieren können. Umso wichtiger ist es, hier genau hinzusehen bzw. erst einmal hinzuhören. Eine eingehende Herzuntersuchung erfordert etwas Zeit, Ruhe und Geduld und gerade zur Beurteilung von Herzultraschallaufnahmen oder auch EKG-Aufzeichnungen braucht es eine gewisse Erfahrung.
Seit 2005 habe ich mittlerweile unzählige Herzpatienten gesehen und untersucht habe, mit teils häufigeren, teils auch sehr seltenen Befunden. Mehreren jüngeren Kolleg:innen durfte ich die Pferdekardiologie und speziell die Technik des Herzultraschalls beibringen und immer wieder viele Fragen beantworten. Und da mir genau diese Wissensvermittlung unheimlich Spaß macht, gab es in den vergangenen Monaten 2 Webinare für tierärztliche Kolleg:innen zum Thema Herzuntersuchung und Herzerkrankungen beim Pferd. Und trotzdem gibt es doch mal den ein oder anderen Fall, den ich so noch nie hatte. Das bringt die Medizin und dass wir es mit Lebewesen zu tun haben, die nicht immer unbedingt das Lehrbuch gelesen haben, so mit sich…
Aber das macht unseren Beruf so wahnsinnig spannend und vielseitig und dann ist es hilfreich, dass ich mir in den vielen Jahren meiner tierärztlichen Tätigkeit ein Netzwerk an spezialisierten Kolleg:innen aufgebaut habe, und somit weiß wen ich fragen könnte, wenn ich mal nicht mehr weiter wissen sollte … 😉

Und damit kommen wir zur Frage: Und wofür steht das „Plus“?
Ja, wofür steht das „Plus“? Das steht tatsächlich für ganz viel, sodass ich einige Punkte kurz anreißen will. Jeder Unterpunkt könnte an sich einen extra Blogartikel füllen…
- Zum einen natürlich für die Innere Medizin oder Pferdeinternistik, in der ich genauso langjährige Erfahrung habe und von daher verschiedene weiterführende Untersuchungen vor Ort anbieten kann. Mein besonderes „Steckenpferd“ ist dabei die internistische Ultraschalldiagnostik, d.h. Ultraschall von Bauchhöhle, Brusthöhle, Venen, Umfangsvermehrungen, Blase und Nieren, usw. Aber natürlich gehört zu meinem Angebot noch viel mehr, weitere Infos finden sich unter „Leistungen“.
- Einen ganz großen Anteil meiner Arbeit nimmt die Beratung ein: sowohl die Beratung von Pferdebesitzer:innen zu bestimmten konkreten Fragen, das Krankheitsbild ihres Pferdes betreffend als auch Beratung im Hinblick auf Fütterung, Management und andere Dinge, die im besten Fall der Gesunderhaltung der Vierbeiner dienen und so das ein oder andere gesundheitliche Problem verhindern können. Aber auch die Beratung bzw. der Austausch unter Kolleg:innen ist mir sehr wichtig: denn nur so können wir die Patienten und ihre Besitzer:innen optimal betreuen.
- Was mich zu Kooperation und kollegialem Austausch führt: mein Angebot ist ganz bewusst so ausgerichtet, dass ich keine Konkurrenz zur haustierzärztlichen Betreuung bin, sondern diese ergänze. Das führt zu guter Zusammenarbeit, von der am Ende alle Beteiligten wieder profitieren. Tatsächlich war mein persönlich größter „Knackpunkt“ bei der Entscheidung „Mache ich mich selbständig oder nicht?“ die Überlegung, ob mir das Arbeiten im Team nicht zu sehr fehlen würde. Es zeigt sich aber, dass das in etwas anderer Form trotzdem weiterhin wunderbar funktioniert, da ich mit mehreren Tierarztpraxen in der näheren und weiteren Umgebung gut und sehr gerne zusammenarbeite, und wir uns regelmäßig zu den gemeinsam betreuten Patienten austauschen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation (Stichwort Tierärztemangel, Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben zur Arbeitszeit, Anforderungen an ein gutes Arbeitsumfeld), ist durch Kooperationen auch eine gegenseitige Unterstützung im Notdienst möglich.
- Ein weiterer Punkt, der die beiden vorigen in gewisser Weise mit aufgreift ist das Stichwort Telemedizin: zum einen sind gerade Beratungen auch wunderbar online oder telefonisch möglich. Zum Beispiel bei Fragen zu vorliegenden Befunden, dem Wunsch nach einer Zweitmeinung oder auch für eine Erstberatung, wenn das Pferd relativ weit entfernt steht und geklärt werden soll, ob eine spezialisierte Diagnostik vor Ort nötig ist oder ggf. das weitere Vorgehen in Zusammenarbeit mit der Haustierärztin oder dem Haustierarzt zu besprechen. Eine solche telemedizinische Beratung ist also ortsunabhängig möglich. In Einzelfällen kann auch eine Verlaufskontrolle mittels Videosprechstunde durchgeführt werden, was Fahrtkosten einsparen helfen kann. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Notdienstproblematik kann in vielen Fällen per Telefon- oder Videoberatung weitergeholfen werden, wenn Unsicherheit besteht, ob ein akuter Notfall vorliegt, auch wenn dadurch natürlich keine eindeutige Diagnose gestellt werden kann und auch keine Medikamente verschrieben werden können.
- Jetzt mal weg von den rein fachlichen Dingen: was auch mit in das „Plus“ reingehört ist, dass ich nicht nur Fachtierärztin für Pferde, sondern auch Mama von 3 wundervollen Kindern bin. Auch diese Tatsache prägt mich, meinen Alltag und meine Arbeit natürlich und war zudem mitbestimmend bei meiner Entscheidung für genau diese Art der Selbstständigkeit. Trotz des immens hohen Frauenanteils in der Tiermedizin ist es teilweise immer noch schwierig, gerade in der Pferdepraxis die Arbeit und ein erfülltes Familienleben unter einen Hut zu kriegen und dabei möglichst finanziell auch nicht allzu schlecht dazustehen. Das habe ich selbst erfahren und sehe es auch immer wieder bei anderen Kolleginnen bzw. sehe dann mit Bedauern, dass gut ausgebildete, hoch motivierte Tierärztinnen sich aus der Praxis verabschieden, weil es einfach nicht mit dem Familienleben kompatibel erscheint. Auch wenn sich in dieser Hinsicht so langsam etwas tut, hilft es auch hier, sich zu vernetzen und auszutauschen, um neue Wege zu gehen und sich gegenseitig zu unterstützen. Daher an alle Kolleginnen, die sich gerade in einer solchen Situation befinden oder sich damit beschäftigen: meldet Euch gerne!
- Denn: die meisten von uns haben diesen Beruf ja schließlich mal gewählt, weil es einfach ein wundervoller Beruf ist. Weil wir alle bereit sind, ganz viel für unsere Patienten und deren Besitzer:innen zu tun und uns lebenslang weiterzubilden. Und dabei auch unsere eigenen Bedürfnisse und unsere Gesundheit nicht aus den Augen verlieren sollten. Denn nur so können wir gut unseren Job machen. Aber: wir können es nicht umsonst tun, sondern dürfen und müssen auch davon leben können. Aber das ist nochmal ein anderes Thema, auf das ich hier und heute nicht weiter eingehen will. 😉 Nur vielleicht ein Satz, den ich in letzter Zeit mehrfach gelesen und gehört habe und mal unkommentiert so stehen lasse: „Geld ist (auch) ein Ausdruck von Wertschätzung.“
Fazit
Hinter dem Namen „PferdeKardioPlus“ steckt also ganz schön viel, neben dem offensichtlichen – meinem Herzensthema, der Pferdekardiologie – mein komplettes Angebot der Pferdeinternistik, und noch einige Punkte mehr, die mir wichtig sind. Zum einen oder anderen wird es sicher bei Gelegenheit noch etwas mehr Input geben… 😉
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